Da gab es viele strahlende Gesichter: In neuem Glanz zeigt sich das alte Pfarrhaus in Sondheim/Rhön nach Jahrzehnten des Leerstands und nach 6 Jahren der Planung und Renovierung. Möglich gemacht hatten das ein Zuschuss über 500.000 Euro aus dem „Projekt Herberge“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und weitere beträchtliche Zuschüsse von Staat und Kirche. So bleibt der Kirchengemeinde von gesamt ca. 1,64 Mio Euro Kosten der Betrag von 289.000 €uro zu schultern, der über die Jahre von den Mieteinnahmen abgezahlt werden sollen. Außer drei Wohnungen im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk, die entsprechend der Förderbedingungen mindestens für die Dauer von 10 Jahren an Flüchtlingsfamilien vermietet werden müssen, ist in einem Teil des Erdgeschosses das neue Pfarramtsbüro samt Archiv eingeplant. Am vergangenen Donnerstag, 12. September, wurde das historische Gebäude feierlich seiner zukünftigen Nutzung übergeben.
Pfarrer Dominik Bohne als Vakanzvertreter hatte bei der geistlichen Eröffnung in der Sondheimer Kirche eine ansehnliche „Eröffnungsgemeinde“ vor sich. Viele Firmenvertreter der an der Baumaßnahme beteiligten zahlreichen Gewerke - von den Abbrucharbeiten über die Außen- und Innenarbeiten bis zur Baureinigung - und einiger Fachplanungsbüros saßen nebst einer Reihe kirchlicher, staatlicher und kommunaler Amts- und Würdenträger in den Kirchenbänken. Der „Bauherr im Hintergrund“, so Pfarrer Bohne in Anspielung auf Psalm 127, habe den Baufortschritt und Abschluss gesichert, zu dem so viele Menschen beigetragen haben: „Wenn der HERR nicht das Haus baut, dann ist alle Mühe der Bauleute umsonst.“
Die wohl größte Mühe hatte als „Projektkümmerin“ vor Ort die langjährige Kirchenvorsteherin Carolin Menz. Bei ihr, unterstützt durch Stefanie Scherf, der Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes, liefen alle Fäden zusammen. So wurde ihnen beiden auch wiederholt in den Grußworten der größte Dank ausgesprochen. Architekt Dominik Wukowojac zog „den Hut vor der kleinen Kirchengemeinde, die so ein Riesenprojekt angepackt hat“ und freute sich, dass finanziell alles im geplanten Rahmen geblieben sei. Seine Projekt-Vorgängerin, „Architektin im Ruhestand“ Eva Seeberg, zeigte sich gerührt über das Erreichte, da ja früher auch schon über einen Abriss des Gebäudes nachgedacht worden war. Das Allerwichtigste sei, „nicht nur das Ziel, sondern auch den Glauben zu haben, dass es wird.“ Von kirchlicher Seite ergriffen außer Dekan Uwe Rasp auch sein Vorgänger Dr.Matthias Büttner und die 2023 verabschiedete Ortspfarrerin Christel Kupfer das Wort, die beide zum Zustandekommen des Projektes beigetragen hatten. Als kommunale und staatliche Vertreter sprachen Bürgermeister Thilo Wehner, Landrat Thomas Habermann und Joachim Omert, Leiter der Abteilung Fachliche Dienste im Amt für ländliche Entwicklung Unterfranken.
Dank der durchgehend persönlich gefärbten, teils werte- und gemeinschaftsbetonenden, teils launigen Beiträge hatte die Stimmung nach kurzer Zeit etwas von einem Familienfest. Vertrauensfrau Stefanie Scherf richtete schließlich den Blick nach vorne: „Wir freuen uns nun, dass das historisch ehrwürdige Gebäude bis zum Jahresende mit Leben gefüllt wird, damit geflüchtete Menschen hier eine Heimat finden und sich in der Gemeinde Sondheim/Rhön integrieren können.“ Dazu sprach Dominik Bohne dann im Freien vor dem Gebäude den Segen, bevor es nach innen zur Besichtigung ins Haus ging. Mehr als der einsetzende Regen hat da dann vermutlich die leibliche Versorgung manche verführt, länger zu bleiben.
Nun steht der Kirchengemeinde die Aufgabe bevor, passende Mieter für die drei Wohnungen zu finden, nämlich Familien mit Kindern. Dafür, so Dominik Bohne in der Andacht zu Beginn, werde man „hoffen und beten“. Christel Kupfer als bisherige Ortspfarrerin hatte in ihrem Grußwort den Menschen in Sondheim zwei Verse aus der Bibel mit auf den Weg gegeben, die zufällig (?) am Eröffnungstag von Christen rund um den Erdball als „Tageslosung“ gelesen wurden: „Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.“ aus Psalm 82,3. Und im 1.Brief an die Thessalonicher 3,12 heißt es: „Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jedermann.“ In diesem Sinn kann das alte, neu renovierte Pfarrhaus nun zum Segensort werden.