Dieser Satz ist mir in letzter Zeit immer wieder in den unterschiedlichsten Situationen begegnet: Im Krankenhaus, wenn ein Patient/eine Patientin Fortschritte macht und langsam wieder das Bett verlassen und selbstständig laufen kann. Im Gespräch mit Menschen, die sich nach Frühling, Wärme und längerem Tageslicht sehnen, oder aber bei Menschen, die davon sprechen, dass sie nach einer persönlichen Krise langsam wieder das Gefühl haben, Boden unter den Füßen zu spüren. Ja, "Gott sei Dank, es geht schon wieder aufwärts!"
Aber es gibt auch die andere Seite, da wo dieser Satz fehl am Platze ist. Am realen Berg zum Beispiel, wenn man noch einen steilen, langen Weg vor sich hat. Oder in der Verzweiflung, dann, wenn jemand nur einen dunklen Tunnel ohne Licht vor sich sieht - kein Ende der Misere, keine Hilfe, kein Hoffnungsschimmer.
Das „Aufwärtsgehen“ scheint auch bei Jesus nicht gerade mit einem erfreulichen Ausgang verbunden: „Und Jesus zog hinauf nach Jerusalem und nahm die zwölf Jünger beiseite und sprach zu ihnen auf dem Wege: Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn zum Tode verurteilen und werden ihn den Heiden überantworten, damit sie ihn verspotten und geißeln und kreuzigen; …“ (Matthäus 20,17ff.) Für ihn geht es aufwärts nach Jerusalem, ins Leiden und in den Tod. Er weiß es. Und auch ihm geht es nicht gut damit: „Vater, … nimm diesen Kelch von mir!“ Wir wissen, dieser Kelch geht nicht an ihm vorbei. Jesus leidet und stirbt. Er nimmt sein Kreuz an und auf sich und kann sich letztendlich dennoch in sein Schicksal und seine Bestimmung ergeben: „… Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Und da geschieht ein tröstliches Wunder: „Es erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. (Lukas 22,42-43) … und am dritten Tage wird er auferstehen, so steht es geschrieben. Als Jesus das Leben und das Leiden loslassen kann und Gott vertraut, geht es aufwärts, himmelwärts – für ihn und damit auch für die nachfolgende Menschheit.
Dass es aufwärts geht, in der Wirklichkeit und im Vertrauen auf Gott, auch, wenn es manchmal nicht so scheinen mag, das wünsche ich Ihnen angesichts des nahenden Osterfestes.
Marion Ziegler, Pfarrerin in der Klinikseelsorge am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt und im Schuldienst